Was Paragraphen, Spritzen, Stadl-Wirte und Autoren gemeinsam haben

Quirlige Karnevalseröffnung der EGK im Häcker´s Bad Ems mit Präsentation des Prinzenpaares und mehreren Ehrungen

Bad Ems, November 2023: Wer zuvor vielleicht das nahende Aus der Emser Karnevalsgesellschaft (EKG) verkündet hatte, wurde kurzerhand eines Besseren belehrt. Nicht nur, dass sich Gehässigkeiten nur selten auszahlen, die althergebrachte Erkenntnis, dass Totgesagte stets länger leben, hat sich wieder einmal bewiesen. Und wie! Zahlreiche Mitglieder und viele Gäste konnten einer fulminanten Veranstaltung beiwohnen, die es durchaus mit „den Großen“ hätte aufnehmen können.

Pünktlich zum 11.11. eröffnete auch die Emser Karnevalsgesellschaft (EKG) am Abend zuvor die diesjährige Narrensaison. Natürlich im Beisein des Verbandsbürgermeisters Uwe Bruchhäuser (SPD) sowie des Emser Stadtbürgermeisters Oliver Krügel (CDU), die standesgemäß dem närrischen Geschehen beiwohnten. Der Moderator, Frank Ackermann, bereitete die vielen Gäste in gewohnt professioneller Weise auf ein buntes und quirliges Programm vor, durch welches er hiernach gekonnt in bester „Dieter-Thomas-Heck-Manier“ führte. Ackermann, der vor kurzem als Präsident der EKG im Amt bestätigt wurde, hatte den Verein zuvor mit diversen organisatorischen Herausforderungen betraut – Elferrat und weitere helfende Hände konnten so für ein Programm und eine Abendgestaltung sorgen, die äußerst kurzweilig war und keine Langeweile zuließ. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde viel gesungen und – zur Überraschung einiger Anwesenden – viel getanzt. Das alles fand in einem mehr als passenden Rahmen statt. Sascha Häcker hatte in seinem gleichnamigen und bekannten Grandhotel einen schlossartigen Flügel zur Verfügung gestellt und bewirtete alle Gäste auf vorzüglichste Weise.

Den Auftakt machte die Vorstellung des neuen Prinzenpaares. Im prunken einheitlichen Silberblau erschienen seine Hoheit „Prinz Heiko II. von den Paragraphen“ mit seiner holden „Prinzessin Michaela II. von der Spritze“. Mit majestätischer Eleganz schritten beide, die auch im außernärrischen Dasein ein Paar sind, in den Saal, gefolgt von ihrem neuen Hofstab. Sie erhielten ihre Regierungsutensilien vom ziehenden Hofmarschall, woraufhin dessen Nachfolger feierlich die Regierungserklärung verlas. Da Prinz Heiko der II. im wahren Leben viel mit dem Sozialgesetzbuch zu tun hat, wählte er den Beinamen „von den Paragraphen“. Wir lassen das einmal bis zum Ende seiner Amtszeit so stehen. Denn Recht und Ordnung sind mit dem Närrischen nur schwerlich zu vereinen. Vielleicht aber hat er ja die eine oder andere Überraschung für sein Volk in petto. Und Prinzessin Michaela II. sorgt mit ihrem Beinamen „von der Spritze“ zunächst auch eher für ängstliche Augen. Da sie derlei Werkzeug allerdings in wohltuender Weise rein beruflich einsetzt, können ihre Untertanen weitgehend entspannt bleiben.

Königliche Ehrung erhielt das Prinzenpaar unmittelbar nach ihrer Inthronisierung sowie im Verlaufe des weiteren Abends. Als erstes konnten alle Zuschauer akrobatische Tanzdarbietungen der Schloßgarde Montabaur und des Karnevalsvereins Kadenbach bestaunen. Es folgten im weiteren Verlaufe die Lahngarde Fachbach, der Horchheimer-Carnevalsverein und die mit Begeisterung gefeierten Chaote-Cheerleader mit Jeremi Frey aus Mainz. Alle Auftretenden erzeugten mit sportlichen Höchstleistungen, gekonnten Figuren oder auch bekannten Karnevalsliedern großes Staunen und viel Stimmung.

Für Gemütswallungen sorgten dann aber zwei besondere Programmpunkte des Abends. Die Vergabe von zwei Ehrensenatorenschaften ließen nicht nur langanhaltenden Applaus entstehen, auch zeigten sich hier und dort ein paar Tränchen in so manchem Auge. Fritz Bingel und Rainer Goldschmitt, beide Emser Urgesteine und seit Jahrzehnten mit der EKG verbunden, erhielten aus der Hand von Vorstand, Geschäftsführer und Elferrat jeweils ihre Ehrenurkunden. Unter stehenden Ovationen würdigten alle Anwesenden die großen, ungebrochenen Leistungen Bingels und Goldschmitts für die hiesige Karnevalsgesellschaft. Hiernach wurde es abermals rührend. Regina Leder, bekannte Wirtin aus Hotte´s Stadl, wurde zur Senatorin berufen. Schon ihr Ehemann, der im vergangenen Jahr verstorben ist, hatte sich über Jahre in der EKG engagiert. Regina Leder führt das Werk ihres Mannes jedoch nicht nur beruflich fort. Auch sie fördert mit viel Einsatz und Hingabe das Fortleben der Emser Karnevalsgesellschaft und erhielt deshalb zu Recht den Titel einer Senatorin. Auch der ihr zuteil gewordene Applaus erfolgte stehend, und die Rührung hierüber war der Geehrten noch länger am Abend anzusehen. Zum Schluss wurde eine zweite Senatorenschaft vergeben. Der Geehrte, Stefan G. Rohr, der sich in sehr kurzer Zeit im hohen Maße für viele Projekte der EKG eingesetzt hat, sorgte aber zunächst für etwas Verwunderung unter den Gästen. Zur Ehrung schritt er mit hochgekrempelten Hosenbeinen, die den Blick auf pinkfarbene Socken freigaben. Der Norddeutsche, der sich erst wenige Monate dauerhaft in Bad Ems niedergelassen hat, verwies mit dieser Aktion auf das Kennenlernen des Moderators, Frank Ackermann. Dieser hatte den nun neuen Senator beim ersten Kennenlernen auf dessen Strumpfwerk angesprochen, nicht wissend, dass dies zu einer der Marotten Rohrs gehört, der u.a. bekannter Romanautor ist.

Nachdem der Moderator, inzwischen ein wenig heiser geworden, das Ende des offiziellen Programmes verkündet hatte, belagerten die Standhaften unter den Gästen noch lange die „Cryistal Horse Bar“ im Häcker´s. Ein bunter Abend klang so stilvoll und mit standesgemäßer Feuchte aus. Und alle waren sich einig: Das war eine mehr als gelungene Auftaktveranstaltung der EKG. Wie schon zuvor erwähnt. Totgesagte leben länger. Bad Ems, Helau!

 

*) Nicola Gavran ist Mitglied der EKG sowie Lektorin für Belletristik (www.belletristik.online) und arbeitet mit dem Romanautor Stefan G. Rohr zusammen.

Kommentar verfassen